Muschelburgen bauen, Pfannkuchen essen, sich um den Wind um die Nase wehen lassen: Genau, wir waren am Wochenende in Holland. Zandvoort und Haarlem sind ideal, um Stadt- und Strandurlaub zu verbinden. Die Region ist wie gemacht für das Reisen mit Kindern. (Kooperation)
Von Köln aus ist man in etwa drei Stunden in Haarlem. Ich war vorher noch nie dort und hatte die Stadt bisher nicht wirklich auf dem Schirm, das allerdings völlig zu Unrecht. Die ehemalige Brauer- und Druckerstadt ist schnuckelig und sehenswert: viele kleine, außergewöhnliche Geschäfte und Cafés, spannende Museen (Alte Meister im Frans Hals Museum zum Beispiel), hübsche Gassen und viel Wasser drum herum. Für ältere Kinder gibt es Stadtrallyes und spezielle Führungen. Die Ausstellung „Puppenhäuser im Spotlight“ ist noch bis Juli 2016 im Frans Hals-Museum zu sehen, für Kinder aller Altersklassen wird hier eine Schnitzeljagd angeboten. Samstags gibt es vormittags vor der Kirche in der City einen riesigen Markt, der dieses Jahr zum besten der Niederlande gekürt worden ist.
Auch die Auswahl an Restaurants in Haarlem ist groß, wir haben im Het Veerkwartier gegessen. Das Restaurant-Café liegt etwas außerhalb der Stadt sehr idyllisch an einem See. Man sitzt in einem großen Glashaus neben vielen Pflanzen, alles ist sehr liebevoll im Vintage-Stil eingerichtet. Merel Janssen, die Besitzerin hat mir erzählt, dass sie erst vor drei Monaten eröffnet haben – und zwar allein mit der Hilfe von Crowdfunding. Auch die komplette Einrichtung – Stühle, Teppiche, Tische – wurde von Freunden gespendet. Gekocht wird frisch mit saisonalen Zutaten. Mein Mann, der sonst nicht allzuviel von der holländischen Küche hält, schwärmt immer noch von seinem Kalbsgericht. Auch verschiedene Kinderteller werden angeboten.
Übernachtet haben wir in Zandvoort und von dort aus ist man mit dem Zug in zehn Minuten in Haarlem. Das ist wirklich praktisch, weil man dann nicht teuer parken muss. Hin- und Rückfahrt kosten 5,40 Euro, der Zug fährt jede halbe Stunde. Wer es noch städtischer mag, ist von Haarlem auch in 20 Minuten in Amsterdam mit dem Zug. Aber zu gucken und zu erleben gibt es in Haarlem und Zaandvoort definitiv genug für ein Wochenende – oder sogar für eine ganze Woche.
Zandvoort liegt direkt am Meer und das ist für einen Trip mit Kindern natürlich ideal. Am Strand lassen sich stundenlang Muscheln sammeln, das geht auch mit Mütze, dicker Jacke und Matschhose. Aber in dieser Ecke Nordhollands gibt es noch mehr Highlights als nur den Strand. Auf unserer Wanderung durch die „Amsterdamer Waterleidings-Dünen“ (direkt am Ortsausgang) konnten wir rund 20 Hirsche aus nächster Nähe beobachten. Die Tiere laufen frei durch das Naturschutzgebiet, röhren und kämpfen. Ein Führer hat uns die besten Plätze gezeigt, in gebührendem Abstand versteht sich, ohne uns in Gefahr zu bringen oder die Tiere zu stören. Die Führungen sind auch für Kinder spannend und werden regelmäßig vom Touristenzentrum VVV angeboten. Man kann aber auch auf eigene Faust durch das Waldgebiet wandern. Besonders jetzt im Herbst ist das eindrucksvoll.
Wer danach hungrig geworden ist, hat in Zandvoort die Qual der Wahl. Indonesisch, Italienisch oder doch lieber eine Portion Kibbeling an der Fischbude am Strand? Wir waren im Pfannkuchenhaus „De lachende Zeerover“ und wirklich angetan von der gemütlichen Einrichtung (man fühlt sich wie auf einem Piratenschiff) und dem Essen. Tipp: Der Pfannkuchen „Kreiennest“ mit Ziegenkäse, Pinienkernen und Honig für 12,95 Euro. Direkt neben der Bar steht eine große Kinderküche – und ein hoher Turm mit ganz viel neuem, noch verschweißtem Spielzeug. „Die sind ja mal wieder geschäftstüchtig, die Holländer“, dachte ich zuerst. „Verkaufen hier direkt die Spielsachen für die Kids“. Aber nix da, jedes Kind darf sich nach seinem Pfannkuchen ein Gratis-Geschenk vom Regal aussuchen. Und das sind nicht dann nicht nur drei Ballons wie in anderen Restaurants üblich, sondern richtig dicke Pakete mit einem großen Auto oder einer Prinzessinnenpuppe zum Beispiel. Für den Preis von etwa 7,95 Euro für einen Kinderpfannkuchen wirklich mehr als ok. Kein Wunder, wenn das Kind beim nächsten Zandvoort-Urlaub wieder Pfannkuchen essen will.
Mit dem Essen hatten wir dieses Mal wirklich Glück, das war bisher nicht in jedem unserer Holland-Urlaube so. Auch das Frühstücksbuffet im Zandvoorter „Center Parcs Strandhotel“ war mehr als üppig bestückt mit Croissants, Rührei, Smoothies, Pfannkuchen, Obst und vielem mehr. Zu empfehlen sind auch die frischen, selbstgemachten Pommes von „Het Plein Fastfood“ in Zandvoort-City und die Heringsbrötchen am Fisch-Foodtruck „Fish and more“ in Standnähe. Smakelijk!
Wer mit Kindern kommt (egal ob klein oder groß), sollte sich auf jeden Fall das Jutters-Museum (Strandräubermuseum) anschauen. Der Eintritt ist frei und gezeigt wird alles, was in den vergangenen Jahren am Strand angespült wurde. Nicht nur leere Flaschen und Bierdosen, auch Schmuck, gefüllte Urnen und sogar ein Teil einer Marsrakete. Ein spannendes Sammelsurium, alles wird liebevoll sortiert von 12 freiwilligen Helfern. Und immer noch wird Strandgut angenommen, wer an der Küste einen Schatz gefunden hat, darf ihn gerne vorbei bringen.
Besonders gefallen hat uns, dass man in dieser Region Stadt-, Strand- und Natururlaub optimal verbinden kann, sogar ganz unkompliziert mit dem öffentlichen Nahverkehr. Beeindruckend, dass es hier noch so viel quasi unberührte Natur gibt – und das in einer Metropolregion, nur wenige Kilometer von Amsterdam entfernt. Die Dünenlandschaft kann man besonders gut bei einer Radtour durch den Nationalpark Zuid-Kennemerland erleben, auch auf eigene Faust. Gratis-Karten gibt es beim VVV, mit nummerierten Knotenpunkten auf der Karte und am Wegesrand. So kann man der gewählten Route ganz leicht folgen.
Herzlichen Dank an das Niederländische Büro für Tourismus und Convention und an Amsterdam Marketing.
Hier noch ein Buchtipp, ein Reiseführer, dessen aktualisierte Auflage gerade erschienen und wirklich informativ ist:
Hollands Küste mit Kindern von Monika Diepstraten, Peter Meyer Verlag, 16 Euro.