Ich gebe es zu: Seit Jahren schon liebäugele ich mit dem Thermomix von Vorwerk. Doch über 1000 Euro für eine Küchenmaschine finde ich einfach absurd. Deswegen habe ich jetzt zugeschlagen, als Aldi die „Studio Küchenmaschine mit Kochfunktion“ im Angebot hatte. Und bisher bin ich wirklich glücklich mit dem 199-Euro-Gerät. Hier kommt mein Testbericht.
Jawoll, ich habe eine ergattert! Mich um zehn vor acht vor den Aldi gestellt und eine „Küchenmaschine mit Kochfunktion“ abgegriffen. Sogar ganz ohne Stress: In meiner Filiale wollte zum morgendlichen Verkaufsstart außer mir nur ein weiteres Paar die Maschine der Aldi-Eigenmarke „Studio“ haben. Der Preis: 199 Euro, so viel habe ich bei einem Discounter noch nie bezahlt. Trotzdem rein preislich ein Schnäppchen gegenüber dem Original, dem Thermomix von Vorwerk, der rund 1100 Euro kostet. Doch was taugt der „Thermomix für Kassenpatienten“?
Groß, aber nicht hässlich
Der Karton ist riesig, gefühlte fünf Kilo schwer und nimmt ungefähr ein Drittel meiner Arbeitsplatte ein. Hässlich ist die Maschine nicht. Groß zwar, sie nimmt einiges an Platz weg, aber von der Optik her ist sie schlicht gestaltet. Schon beim Einschalten erscheint die erste Fehlermeldung: Der Mixbehälter ist nicht korrekt eingesetzt. Er ist ziemlich schwergängig, der Thermomix-Behälter lässt sich leichter einsetzen. Aber das soll beim „Studio“ wohl aus Sicherheitsgründen so sein, so steht es zumindest in der Anleitung.
Umrühren war gestern
Der High-Tech-Kochtopf soll ideal sein für Suppen, Saucen und zum Dampfgaren. Ich probiere mich an einem Rezept aus dem beigelegten Heft: Lachsfilet auf Gemüsebett. Ich schneide Lauch und Karotten (das kann mir der Wunderkessel leider noch nicht abnehmen) und fülle alles in den Dampfkorb. Obendrauf packe ich ein Stück Lachs und stelle die Maschine auf 20 Minuten, 120 Grad, Stufe 1. Sie fängt an zu rattern und ich habe Pause. Das Gerät kocht für sich allein. Laut ist es allerdings, das ist etwas nervig und gewöhnungsbedürftig. Nach 20 Minuten ist mein Abendessen fertig, ohne einen weiteren Handgriff, umrühren ist nicht mehr nötig. Wie es schmeckt? Überraschend gut, der Lachs ist saftig und hat die ideale Konsistenz, auch das Gemüse ist aromatisch. Ich bin verzückt und male mir in Gedanken aus, dass ich künftig nicht mehr aufwändig kochen, sondern nur noch Zutaten in den silbernen Behälter werfen muss.
Apfelmus in acht Minuten
Mein nächstes Experiment: Apfelmus. Ich schäle drei Äpfel und suche im Internet nach einem Rezept. Na super, ich lese, dass ich die Äpfel gar nicht hätte schälen brauchen, viele Thermomix-Nutzer werfen sie offenbar komplett mit Schale in den Topf, die scharfen Klingen erledigen den Rest. Ich improvisiere und gebe die Äpfel sowie Zucker, Zitronensaft und Wasser nach Gutdünken hinein. Acht Minuten auf Stufe 1 bei 100 Grad steht in den Angaben. Dann noch 15 Sekunden auf Stufe 4 pürieren. Etwas flüssig ist es geworden, beim nächsten Mal nehme ich weniger Wasser. Aber es schmeckt lecker und frisch, wie selbstgemacht halt. Später gebe ich zwei Tropfen Spülmittel in den Mixer und lasse meinen neuen Küchenfreund eine Minute lang rotieren. Der Behälter ist sauber und ich bin glücklich.
Röstaromen kann sie nicht
Was sowohl der Thermomix als auch der Studio nicht leistet: Röstaromen erzeugen und überbacken. Wer sich abends ein Stück Fleisch braten will, muss das also immer noch auf dem Herd tun. Und wenn es die Lasagne sein soll, muss der Ofen ran. Das Vorwerk-Gerät und seine Klone von Lidl oder Aldi mögen die nach eigenen Angaben 12 Küchenmaschinen in einer vereinen, die komplette Küchenausstattung ersetzen sie aber definitiv nicht.
Schade: Kein Linkslauf
Doch bisher bin ich zufrieden mit meinem Discounter-Kocher. Natürlich gibt es für die Preisdifferenz von 900 Euro zum Original einige Unterschiede. Thermomix wiegt direkt an der Maschine, alle Zutaten können in den Behälter gegeben und sofort abgewogen werden. Das kann der Aldi-Mixer nicht. Immerhin: Er hat eine Waage mit Glasplatte neben dem Topf, so kann jede Zutat extern abgewogen werden. Aber der gravierendste Unterschied ist der fehlende Linkslauf. Das Originalgerät lässt sich so einstellen, dass sich die Klinge nach links dreht, ohne zu schneiden. Zum Beispiel bei Gerichten wie Sauce Bolognese oder Risotto ist das ideal, weil dann alles zwar erhitzt, aber nicht gehäckselt wird. Das klappt mit dem „Studio“ bisher nicht. Auch der Rezept-Chip fehlt beim Aldi-Gerät, dank dieses kleinen digitalen Accessoires wird bei der Vorwerk-Maschine im Display Schritt für Schritt angezeigt, was man bei der Zubereitung genau zu tun hat. Das mag praktisch sein, aber die Angaben lassen sich ja auch den Rezepten entnehmen.
Mein Fazit:
Braucht man solch eine Küchenmaschine? Nein, natürlich nicht. Sie ist ein hilfreicher Luxusartikel in der Küche, nicht mehr aber auch nicht weniger. Geeignet für alle, die es beim Kochen gerne ein bisschen praktischer und bequemer haben. Das Discounter-Gerät kommt nicht an die Qualität des Originals heran, dafür ist es aber auch 900 Euro günstiger. Wer die Maschine nicht jeden Tag exzessiv nutzt und „nur“ ein passables Gerät mit Kochfunktion für hin und wieder will, kommt mit dem günstigen Discounter-Gerät ziemlich gut weg, so ist zumindest meine bisherige Erfahrung.
Und ihr? Thermomix-Hasser oder eingefleischte Fans?
Hier noch ein schöner, liebevoller Blog zum Thema mit tollen Rezepten für den Thermomix und seine Discounter-Doppelgänger: www.anni-mixt.de
Der Text ist ein Auszug aus meinem Artikel „Thermomix vom Discounter“, der am 20.10.2015 im Magazin des Kölner Stadt-Anzeigers erschienen ist. Nachzulesen auch hier.