Die holländischen Hansestädte mit Kind (Kooperation)

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Seit diesem Wochenende bin ich verliebt. Und zwar in Zwolle. Eine wirklich schöne Stadt in Holland, die unter uns Deutschen noch viel zu unbekannt ist, und das völlig zu unrecht. Dort gibt es tolle Geschäfte, gemütliche Cafés und überall Wasser. Zwolle und Kampen gehören zu den niederländischen Hansestädten und wir hatten das Glück, diese beiden schnuckeligen Städtchen an der Ijssel dieses Wochenende zu entdecken. Mit Fahrradtour, Grachtenfahrt und lekker essen. Mehr dazu hier in unserem Wochenende in Bildern:

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Von Köln fährt man etwa 2,5 Stunden bis Zwolle. Eingecheckt haben wir im Bilderberg Grand Hotel Wientjes, ein hübsches Hotel, zentral gelegen zwischen Bahnhof und City. Von dort ist man in wenigen Minuten zu Fuß im Stadtzentrum. Zwolle ist sowieso eine Stadt, die man ideal zu Fuß erkunden kann. Oder mit dem Rad, denn Fahhrad fahren hier alle. Am Bahnhof stehende hier Tausende Räder, wirklich. Wir hatten für unseren 4-Jährigen den Roller mitgenommen und das hat sich gelohnt. In der Fußgängerzone konnte er damit prima düsen.

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In der City gibt es so viele Geschäfte, dass man sie alle gar nicht an einem Tag erkunden kann. Große Ketten wie Hema, WE und Co, aber auch viele hübsche kleine Läden in den Nebenstraßen. Zwolle ist angenehm untouristisch, Deutsch hört man hier so gut wie gar nicht. Ein absolutes Highligt ist „Waanders in de Broeren„, eine historische Kirche, die umgewandelt wurde in eine top moderne Buchhandlung samt Cafe und Kulturzentrum. Beim Betreten habe ich Gänsehaut bekommen wegen der ganz besonderen Atmosphäre, die dort herrscht, noch nie habe ich so eine schöne und stilvolle Buchhandlung gesehen. Die Bücher sind natürlich zum großen Teil auf Niederländisch, aber in der wirklich hübsch gemachten Kinderabteilung gibt es auch viele schöne Mitbringsel und Accessoires, die keine Bücher sind.

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Nach einem Koffie auf dem Marktplatz im Schatten der „Grote Kerk“ ging es dann für uns weiter in Richtung Wasser. Zwolle ist von Grachten umgeben und auf einigen der Schiffe kann man sogar essen. Wir waren im Pannenkoekenship und als ich meinem Sohn die Auswahl an Zutaten für die Kinderpfannekuchen vorgelesen habe, bin ich nur bis „Nutella“ gekommen, dann war die Sache entschieden. Das Schiff ist sehr gemütlich eingerichtet und vor allem für kleine Piratenfans toll, weil die Deko ganz darauf abgestimmt ist. Ebenfalls toll: Der große Kastanienbaum ein paar Meter neben dem Schiff, bei dem man nicht nur toll sammeln kann, sondern der an seinen Ästen auch eine Schaukel und ein Kletterseil hängen hat. Unser Kind war restlos begeistert.

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Der erste Gang am nächsten Morgen führte uns dann zum Frühstücksbuffet im Grand Hotel Wientjes: Sehr leckeres Bio-Brot, Rührei mit Lachs, Sekt und original holländischer Käse durfte natürlich auch nicht fehlen. Die perfekte Grundlage für den Tag, denn wir hatten einiges vor uns: 41 Kilometer auf dem Fahrrad, um genau zu sein. Die Hanseroute zu erradeln, das war unser Ziel. Von Zwolle nach Kampen und zurück. Im Hotel kann man Fahrräder leihen, sogar mit Kindersitz. Optimal, es konnte also losgehen.

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Fahrradfahren in Holland ist ein Traum (ich habe hier schon einmal darüber geschrieben). Das „Kooppunkt-System“ ist ein Traum, man braucht sich keine Strecke auf der Karte zu merken, sondern kann einfach nach Zahlen fahren, es ist herrlich. 65-64-63-5-2-3-42-41 das war unsere Zahlenkombi für den Tag. Wir radelten los und die Sonne kam raus, ich musste sogar die Sonnenbrille rausholen und meine Jacke ausziehen, und das am ersten Oktober.

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Die Strecke ist sehr schön zu fahren, flach, aber das brauche ich in Holland ja nicht zu erwähnen, vorbei an hübschen Wohnsiedlungen, pittoresken Haubooten und grüner Landschaft, immer der Ijssel entlang. Dank Bloggerin Nike haben wir auch die Auffahrt auf den Deich nicht verpasst (der Pfeil ist an dieser Stelle tatsächlich etwas missverständlich), aber so hat alles wunderbar geklappt. Auch der Kleine fand es gut in seinem Kindersitz, für uns war der Vormittag also Entspannung pur.

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Die erste Rast haben wir nach etwa sieben Kilometern beim Schafbauernhof De Vreugdehoeve gemacht. Herman van Assen hält hier mit seiner Familie etwa 300 Schafe und betreibt dazu noch Cafe und Hofladen. Auch der Spielplatz ist toll, unser Sohn hat auf der Schaukel vor Freude fast so laut gequiekt wie ein Schaf. Familie Assen stellt alles aus Schafsmilch her: Joghurt, Kefir, Käse und sogar Eis.  Zweimal am Tag werden die Tiere gemolken. Der Hof ist ein beliebter Treffpunkt für Ausflügler, während wir dort in der Sonne saßen, kamen mindestens vier Wandergruppen an.

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Nach der Pause ging es für uns dann weiter nach Kampen. Die Strecke ist wirklich malerisch. Irgendwann stand einfach eine Schafherde auf dem Weg, die Tiere ließen uns aber problemlos durch. Graureiher konnten wir auch aus nächster Nähe sehen und viele Kühe natürlich auch.

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Über die schicke Stadtbrücke mit den vergoldeten Rädern fuhren wir in die Hansestadt ein. Der Hunger trieb uns ins zentral gelegene  D’Olde Vismark“ ein Restaurant am Platz des ehemaligen Kampener Fischmarktes. Hier gibt es nicht nur Fisch, sondern auch verschiedene Fleischgerichte. Wir haben unter anderem eine gemischte Spezialitätenplatte bestellt mit Sandwiches, Senfsuppe und Kalbskrokette. Die Platte scheint in der Region ein Standard zu sein, im Hotel gab es sie nämlich auch. Wir fandens im „Vismark“ lecker und sehr schön und stilvoll eingerichtet. Für abends war dort ein Dinner für den Bürgermeister geplant, so stand es zumindest auf den Karten am Nebentisch.

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Kampen ist auch eine sehr hübsche Stadt, wir hätten noch viel mehr Zeit dort verbringen können. Die Fußgängerzone ist ebenfalls groß und nett, insgesamt ist der Ort aber kleiner und gemütlicher als Zwolle. Mit unseren Rädern machten wir uns auf zur „Koggewerf“. Ein Schiff, das nach dem exakten Bauplan einer gefundenen Kogge aus dem 14. Jahrhundert nachgebaut wurde. Für unseren Sohn einfach nur ein gigantisches Piratenschiff, in das man hineinklettern darf. Genial!

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Irgendwann machten wir uns dann auf den Rückweg, der Himmel verdunkelte sich zusehends, und wir hatten ja noch 20 Kilometer vor uns. Doch wir hatten Glück und sind dem Regen davon gefahren. Diesmal ging es unterhalb der Ijssel entlang, die Hanseroute ist ein Rundweg. Lustigerweise gerieten wir in einen Lauf von Joggern, es gab also auch diesmal viel zu gucken. Allerdings fanden wir aber die Hinweg-Route schöner, da der Rückweg zu einem großen Teil direkt an der Straße entlang geht. Aber insgesamt ist die Route wirklich schön zu fahren und sehr abwechslungsreich.

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Zurück in Zwolle ging es dann ins Ingeburgerd, ein beliebtes Burgerrestaurant im Stadtkern. Am Samstagabend war dort jeder Platz besetzt und als wir das Essen bekamen, wussten wir auch weshalb: Die Burger sind lecker und wirklich groß, Beilagen braucht man hier nicht wirklich. Für den Nachwuchs gibt es Kinderburger und da ist praktischerweise direkt der Nachtisch dabei: eine kleine Schale mit Apfelmus. Zu empfehlen ist der Mexican-Burger mit Guacamole, Salsa und Nachos. Yummie.

Gut gesättigt fuhren wir dann zurück ins Hotel und nach einer wohlverdienten Dusche sind wir dort auch ins Bett gesunken. Nach den über 40 Kilometern hat sich das einfach nur herrlich angefühlt. Hätten wir kein Kleinkind dabei gehabt, wir hätten bestimmt noch die Hotelbar gestürmt, aber so hatten wir eine gute Ausrede für einen frühen Abend im Bett. Und ich hätte gelogen, wenn ich gesagt hätte, dass ich meinen Hintern und meine Beine nach der Tour nicht gemerkt hätte. Was für ein angenehmer Schmerz, wenn man weiß, dass man sich am Tag sportlich betätigt hat. Wir sind alle drei sehr schnell eingeschlafen.

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Am Sonntag ging es dann wieder zum üppigen Frühstücksbuffet und danach zum Steg am Potgietersingel, zum Bootsverleih Hiawatha. Eine Grachtenfahrt stand auf dem Programm und wir hatten schon Sorge, denn die Wetter-App hatte nichts Gutes prophezeit. Doch alles war trocken und kurz nach zehn Uhr kam sogar die Sonne heraus. Ein netter junger Mann machte uns ein Boot parat und dann die Überraschung: Wir selbst sind der Kapitän! Wir dürfen das Motorboot allein durch die Grachten von Zwolle steuern. Ganz schön mutig diese Holländer, dass sie uns Nautic-Neulingen einfach so das Steuer überlassen und nur mit einer wasserfesten Karte, auf der im Groben die Grachten eingezeichnet sind, aufs Wasser lassen.

Aber alles ging gut und die einstündige Tour war einfach nur fantastisch. Mein persönliches Highlight dieses insgesamt wundervollen Wochenendes. Die Stadt war am Morgen noch ruhig und wir drei gleiteten sanft auf dem grünen Wasser durch sie hindurch. Am Ufer hin und wieder ein paar Angler, sonst nur Herbstbäume, Zwollener Skyline, malerische Brücken und vor Anker liegende Schiffe. Von denen wir auch keins gerammt haben, das Boot zu steuern war dann doch simpler als gedacht. Sogar unser Sohn durfte dabei helfen.

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Einfach nur schön. Die Stunde verging wie im Flug und immer wieder habe ich dabei gedacht: Wie schade, dass so viele bei uns die niederländischen Hansestädte noch gar nicht kennen. Nach der Tour machten wir uns auf ins Kunstmuseum De Fundatie wo wir Werke von Picasso und Kokoschka bewundern konnten.

Danach haben wir uns bei einem Mittagessen in der Villa Suikerberg  mit Burger und Quesadilla gestärkt – ein hübsches kleines Lunchcafé direkt neben dem Museum.

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Wir hatten Glück, es war verkaufsoffener Sonntag, und wir konnten noch zwei berühmte Geschäfte der Stadt besuchen. Zunächst das Hanzehuis, ein hübscher und gut geordneter Laden,  in dem Waren aus allen Hansestädten der Welt verkauft werden, also auch Produkte aus Hamburg und Lübeck. Und das Zwolse Balletjeshuis, hier werden seit 1845 bunte süße Zuckerstücke verkauft, die jeden Montag im Keller des Ladens hergestellt werden. Mein Sohn war begeistert und wollte sofort den Laden leer kaufen. Die Verkäuferin war so nett und schenkte ihm eine kleine gelbe Schaumbanane, „die Balletjes sind für ihn wahrscheinlich noch zu hart“, sagte sie. So sind sie, die Niederländer, unwahrscheinlich nett und kinderfreundlich, hach, ich mag sie einfach.

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Das ist auch einer der vielen Gründe, warum wir immer wieder nach Holland fahren. Mit Kind gibt es für einen Kurztrip von Köln aus einfach keinen besseren und schöneren Ort. Und auch nach Zwolle werden wir wieder fahren, und vor allem vielen Leuten davon erzählen. Ihr merkt es, ich bin immer noch verliebt.

Wir wurden zu der Reise eingeladen vom Niederländischen Büro für Tourismus und Convention und von Hanzesteden Marketing. Vielen Dank für die perfekte Organisation und für die Möglichkeit, Zwolle und Kampen aus nächster Nähe als Familie zu entdecken.

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